Hohenacker, den 21.04.2024

Liebe Eltern und Erziehungsberechtigte,

ich schreibe Ihnen heute, da mir die aktuelle Situation im Hort große Sorgen bereitet. Schon in bisherigen Elternbriefen habe ich auf das teilweise schwierige Verhalten der Kinder hingewiesen. Seit Beginn des Jahres gab es in allen Jahrgängen sehr viele Konflikte. An vielen Tagen besteht unser Alltag fast ausschließlich aus dem Klären von Streitereien. Die Kinder verletzen sich verbal und körperlich. Leider bleibt dies häufig nicht bei den Kindern, die den Konflikt ursprünglich miteinander hatten. Freunde mischen sich ein, um den Freund*in zu beschützen und zu unterstützen und vergrößern das Problem dadurch nur noch weiter. Haben Sie schon Streitereien geklärt, in denen bis zu 10 Kinder beteiligt sind? Falls ja, wissen Sie, dass dies kaum mehr möglich ist. Alle haben nicht angefangen, sie haben ja nur geholfen und sich anschließend gewehrt. Um Ihnen die Dimension zu verdeutlichen, so ein Konflikt benötigt meist mind. 30 Minuten und ist in den meisten Fällen dann immer noch nicht geklärt. Die Frustrationstoleranz vieler Kinder ist inzwischen so gering, dass Ausdrücke (Hure, Hurensohn, fick dich, halt die Fresse, Fotze, halts Maul) keine Seltenheit sind. Ab und an richten sich diese Worte inzwischen auch gegen uns Mitarbeiter*innen. Ich kann einerseits nachvollziehen, dass Sie als Eltern Ihrem Kind sagen, dass es sich wehren soll, verbal und körperlich. Sie machen es Ihrem Kind und uns jedoch dadurch nur noch schwerer. Wir können die Konflikte kaum noch klären und Ihr Kind ist auf jeden Fall bei den Konsequenzen mit dabei. Zudem verschwimmen die Grenzen zwischen Angriff und Wehren immer mehr. Bitte sprechen Sie mit Ihrem Kind, dass es sich immer Hilfe bei einem/r Betreuer*in holen soll. Wir nehmen die Sorgen der Kinder ernst, auch wenn wir auf Grund der massiven und hohen Anzahl an Konflikten nicht immer alles sofort klären können. In der letzten Woche gab es in allen Jahrgängen eine Kinderkonferenz, in dieser alle Punkte besprochen wurden. Bei meinen 3. Klässlern war die Ansage ganz klar, deutlich und unmissverständlich. Da Ausdrücke und körperliche Übergriffe seitens der Kinder immer massiver werden, erhalten Sie von uns ab jetzt direkt eine schriftliche Benachrichtigung (Formular, Planer oder Mail). Ich werde diese Übergriffe zum Schutz der Mitarbeiter*innen und der anderen Kinder in Zukunft nicht mehr tolerieren und streng dagegen vorgehen. Ich bitte Sie, auch diesbezüglich mit Ihrem Kind zu sprechen und hoffe, dass Sie unsere Vorgehensweise mittragen werden.

Zudem lässt der sorgsame Umgang mit unserem Inventar immer mehr zu wünschen übrig. Spielsachen, Bastelmaterial und Spiele werden nicht aufgeräumt, bemalt oder beschädigt. An den Cityrollern wurden die Befestigungsschrauben am Lenker entfernt und diese ins Gebüsch und die Lichtschächte geworfen.

Bei den Hausaufgaben ist es speziell in Klasse 3 sehr schwierig. Einige Kinder schaffen es nicht ruhig zu arbeiten, oftmals beginnen sie nicht einmal selbstständig zu arbeiten. Sie stören die anderen Kinder und sind unverschämt gegenüber den Mitarbeiter*innen. Wenn sich dieses Verhalten nicht ändert, werden wir bei diesen Kindern zu den Vorgaben der Stadt Waiblingen zurückkehren und den Kindern lediglich Raum und Zeit zur Verfügung stellen.

Ich möchte Ihnen kurz die mit den Kindern besprochenen Konsequenzen erläutern:

  • Verbale und körperliche Übergriffe werden nicht geduldet und den Eltern mitgeteilt.
  • Alle Spielsachen und Bastelmaterialien die nicht ordnungsgemäß aufgeräumt werden, werden für die nächste Zeit weggeräumt. Die Cityroller werden nicht mehr rausgegeben.
  • Das Nachmittagsvesper wird von uns ab nächster Woche in 2 Gruppen eingeteilt, um so die Situation zu entzerren.

Wir sind im Moment mit der Schulsozialarbeiterin Frau Kujas und der Abteilung Schulen im Austausch und in der Planung bezüglich einer Gewaltschutzpräventionsaktion. Wenn es hier Näheres gibt, werde ich Ihnen Bescheid geben. Außerdem sind wir in ganz engem Kontakt mit den jeweiligen Klassenlehrerinnen.

Ich weiß, dass ein großer Teil der Hortkinder sich an unsere Regeln hält und einen tollen Umgang untereinander und zu uns Mitarbeiter*innen pflegt. Genau diese Kinder sind es jetzt, die ich schützen und verteidigen möchte. Bitte sprechen Sie auch mit diesen Kindern und ermuntern Sie sie, sich jederzeit Hilfe bei uns zu holen.

Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, jedes einzelne von Ihren Kindern ist liebenswert, manche kreativ andere humorvoll oder sportlich, und wirklich alle liegen mir sehr am Herzen. Ich möchte, dass alle Kinder die Möglichkeit haben sich positiv zu entwickeln und wir gemeinsam eine schöne, entspannte und angstfreie Zeit erleben können. Um dies zu erreichen brauchen wir ihre Unterstützung und wir müssen alle gemeinsam an einem Strang ziehen.

Als Einrichtungsleitung ist es auch meine Aufgabe meine Mitarbeiter*innen, die unter der Situation leiden und von Kindern bedroht und beschimpft werden, zu schützen.

Jeder von Ihnen, der mich etwas kennt, weiß, dass ich ein positiver Mensch bin und den Glauben an das Gute nicht so schnell verliere. Daher packen wir es gemeinsam an und wenden wir die Situation zum Guten.

         

Herzliche Grüße

Tina Steng